Im der Altstadt von Ronda steht hoch über dem Abgrund der Stadtpalast des Maurenkönigs (Palacio del Rey Moro), eine Festung aus dem 14. Jahrhundert. Das irreguläre Gebäude mit zwei Türmen hat mehrere Anbauten und ist von einer Gartenanlage mit Terrassen umgeben, den sogenannten Hängenden Gärten von Forestier. Das Besondere dieser Anlage ist aber ein in den Felsen gehauener Tunnel, der bis zum Grund der Schlucht führt, der sogenannte Geheime Wasserstollen (Mina Secreta del Agua).
Das Gebäude selbst ist in relativ schlechtem Zustand und wird renoviert, was allem Anschein nach noch einige Jahre benötigen wird, trotzdem kann man den Garten und den Wasserstollen besichtigen.
Die Palastfestung soll vom vermutlich legendären maurischen König Abomelic erbaut worden sein, um die Stadt und das Königreich von Granada vor den christlichen Invasoren des Königreichs Kastilien zu schützen.
Die Gartenanlage ist neueren Datums, sie wurde 1912 vom französischen Architekten Jean-Claude Nicholas Forestier (1861 bis 1930) gestaltet, und zwar im Auftrag der damaligen Besitzerin, der späteren Herzogin von Parcent Trinidad von Scholtz Hermensdorff. Der Garten schmiegt sich an die Wände der Schlucht an und nutzt ihre Einbuchtungen und Plateaus. Wenn man durch den Garten spaziert, entdeckt man Aussichtsplattformen, Brunnen, Durchgänge und Orte der Ruhe. Mit dieser Gartenanlage in Ronda und anderen in Sevilla oder Casablanca belebt Forestier den andalusischen Garten mit maurischen Einflüssen aufs Neue. Die Gartenlage ist seit 1943 anerkanntes Kulturgut.
Im Inneren des geheimen Wasserstollens führt eine enge und gewundene Stiege in die Tiefe, sie überwindet einen Höhenunterschied von 60 Metern, ursprünglich waren es über 300 Stufen, heute sind es noch 232. Der Tunnel wird durch ein architektonisch beeindruckendes Gewölbe gestützt. Fast ganz unten auf der Höhe des Flusses verzweigt sich der Stollen und bildet mehrere Räume im Fels. In einem großen Quellenraum befand sich früher ein Brunnen mit Winde, aus dem die Sklaven das Wasser schöpfen, das sie nach oben in die Stadt brachten. Die Akustik des Saal der Geheimnisse leitet den Schall von einer Ecke in die andere, ohne dass man in der Mitte des Raumes irgendetwas hören kann. In vielen maurischen Palästen wurden Räume mit einer derartigen Akustik konstruiert, auch in der Alhambra in Granada.
Der unterer Ausgang der Mina Secreta del Agua ist eine militärische Befestigungsanlage zur Verteidigung des Wasserstollens bzw. der Notausgang der Festungsanlage. Dahinter liegt die Waffenkammer mit Schießscharten in Richtung Fluss, durch welche die Verteidiger heißes Wasser oder Öl gießen konnten. Als Ronda von den Katholischen Königen eingenommen wurde, geschah dies unter dem Befehl des Markgrafen von Cádiz. Am 22. Mai 1485 endete eine lange Belagerungsphase, da die Christen die Wasserversorgung am Fluss unter ihre Kontrolle gebracht hatten und die maurischen Bewohner so zur Aufgabe zwangen.
Der Fluß Río Guadalevín fließt 80 Meter unterhalb des Palacio de Rey Moro vorbei, man sieht einige Häuser der Stadt. Die steilen Felswände verhindern, dass man trockenen Fußes von hier weg- bzw. hierherkommt. Bis zum flussabwärts liegenden kleinen Damm kommt man aber von der anderen Seite an die Mina Secreta del Agua heran, wenn man beim Aussichtspunkt Mirador de Puente Nuevo losgeht.
Adresse: Calle Santo Domingo 9, 29400 Ronda (Málaga)
Öffnungszeiten: Täglich, 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr (im Winter) bzw. 19.00 Uhr (im Sommer)
Eintritt: 5 Euro (Erwachsene)