Nasridenpaläste
Als Palacios Nazaríes (Nasridenpaläste) bezeichnet man den Teil der Alhambra, in dem sich Comares-Palast und der Löwenhof mit anliegenden Gebäuden befindet, sie stammen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und sind damit jünger als die Alcazaba oder der Generalife. Die Nasriden waren eine maurische Dynastie, die zwischen 1237 und 1492 über das Emirat von Granada herrschte. Der Zugang zu diesem Teil der Alhambra ist streng reguliert, die normale Eintrittskarte gilt für den ganzen Tag, wobei der genaue Zeitpunkt für den Zuritt zu den Nasridenpalästen aufgedruckt ist. Der Eingang befindet sich auf dem Platz neben dem Palacio de Carlos V.
Nachdem man die Palastanlage betritt, kommt man in den Mexuar, den Versammlungsort der Minister des Sultans. Es ist ein Vorbau des Comares-Palast, der vermutlich vom Emir Isma’il I. von Granada (1314 bis 1325) errichtet wurde. Ursprünglich brannte in der Mitte des Raumes ein Feuer, das der Beleuchtung diente. Die Zwischendecke wurde im 16. Jahrhundert eingezogen, als der Raum in eine Kapelle umgewandelt wurde. Auch zuvor hat sich an der Stirnseite des Mexuar ein Gebetsraum befunden, der nach der Eroberung Granadas als Munitionsraum diente, dann durch eine Explosion im Jahr 1590 zerstört und erst 1917 rekonstruiert wurde.
Der nächste Stopp liegt in einem Innenhof, dessen eine Front die Fassade des Comares-Palast und die andere Front das Goldene Zimmer (Fachada de Comers y Cuarto Dorado) bildet. Im 16. Jahrhundert empfing der Sultan hier seine Untertanen und sprach Recht. Das Goldene Zimmer ist vom Innenhof nur durch durch drei große Arkaden getrennt, wodurch es zum Hof hin offen ist. Seinen Namen hat unter Muhammad V. (1338 bis 1391) gestaltete Zimmer aufgrund der kunstvoll geschnitzten und bemalten Decke aus Holz bekommen. Die heutige goldene Bemalung zeigt Joche und Pfeile, das Wappen der Katholischen Könige.
Auch die Fassade des Comares-Palast wurde von Muhammad V. in Auftrag gegeben, und zwar anlässlich der Eroberung von Algeciras im Jahr 1370. Die Fassade ist mit geometrischen Formen dekoriert, ein Meisterwerk islamischer Baukunst. Hinter dieser Fassade begann der private Bereich des Sultans. Durch die rechten Tür gelangte man in die Räumlichkeiten der Familie und der Bediensteten des Sultans, die nicht besichtigt werden können. Im Rahmen des Rundgangs geht man auch die linke Tür und kommt, nachdem man einen engen Gang passiert hat, in den Myrtenhof.
Der Patio de los Arrayanes (Myrtenhof) bildete das Zentrum des familiären Lebens der Königsfamilie, um den Hof herum sind die einzelnen Arbeits-, Wohn- und Schlafräume angeordnet. Insofern ist ein Palast genauso aufgebaut, wie ein das Haus jeder maurischen Familie, nur eben größer. Das Zentrum des Myrtenhofs bildet ein großes Wasserbecken, dessen Längsseiten von Myrtenhecken eingerahmt werden. Der Myrtenhofe war von Beginn an mit weißen Marmorplatten bedeckt, der Belag wurde aber im 16. Jahrhundert erneuert und ausgedehnt.
Auf dem Weg vom Myrtenhof zum wichtigsten Ort des Palastes geht man durch einen unscheinbaren Raum, den Sala de la Barca (Schiffssaal). Der ungewöhnliche Name erklärt sich möglicherweise aus der Form des hölzernen Gewölbes, das an einen Schiffsrumpf erinnert. Das einzigartige Deckengewölbe aus Kiefer ist mit großen zwölfzackigen Sternen zwischen denen jeweils kleinere achtzackige Sterne sitzen. Das originale Gewölbe wurde während eines Brandes 1890 fast vollständig zerstört und erst 75 Jahre später, 1965, anhand von Zeichnungen, von Fotos und von Überresten rekonstruiert. Nach einer anderen Erklärung geht die spanische Bezeichnung auf das arabische Wort al-baraka zurück, das Segen bedeutet und als dekorative Inschrift auf den Wänden viele Male wiederholt wird.
Durch einen Torbogen im Sala de la Barca betritt man den Salón de Comares (Comares-Saal) bzw. den Salón de los Embajadores (Saal der Botschafter) oder Salon del Trono (Thronsaal). Das Tageslicht dringt nur gedämpft auch die Gitterfenster, ein charakteristisches Merkmal der maurischen Architektur. Dieser Raum liegt im Inneren des 45 Meter hohen Turms Torre de Comares, der sich von außen betrachtet klar von den übrigen Gebäuden abhebt. Die Öffnungen in den Wänden sind kleine Schafzimmer, das größte und am reichten dekorierte war dem Sultan vorbehalten. Die Mitte des Raumes ist abgesperrt, hier ist noch der ursprüngliche Boden aus goldverzierten Keramikziegeln erhalten geblieben. Die Wände sind bis hinauf zum kunstvollen Dach reich verziert, mit geometrischen Formen und religiösen Inschriften. Der Zweck was es, einen repräsentatives Raum für den Thron des Sultans zu schaffen, von dem aus dieser regierte. Der Rundgang führt nun wieder zurück zum Myrtenhof.
Mit dem Sala de los Mocárabes (Saal der Muqarnas) betritt man den zweiten Palast der Nasridenpaläste, den um den Löwenhof herum angeordneten Löwenpalast. Muqarnas sind ein Element der maurischen Architektur, sie bestehen aus einer großen Anzahl an kleinen Spitzbögen, die kaskadenförmig angeordnet sind und den Übergang zwischen einem eckigen Raum und einer runden Kuppel bilden. Interessanterweise findet man kaum Muqarnas im Saal der Muqarnas, da die ursprüngliche Decke im 17. Jahrhundert durch die heutige Kuppel ersetzt wurden; nur der Name ist geblieben. Die Lage am Eingang des Palastes läßt vermuten, dass es es sich um einen Empangsraum gehandelt haben muss, auch einer der Toiletten des Palastes befand sich vermutlich hier..Nur an den drei Torbögen, die zum Löwenhof hin offen sind, sieht man noch Muqarnas. Die Wände des Raums sind mit Stuck dekoriert, auch hier sind religiöse Inschriften und Symbole der Nasriden erhalten geblieben.
Der Patio de los Leones (Löwenhof) ist das Herzstück der Alhambra und der Höhepunkt maurischer Architektur auf der Iberischen Halbinsel, er ist ein herausragendes Beispiel für deren prunkvoll geschmückten Torbögen und Säulengänge und gleichzeitig für das hydraulische Wissen jener Zeit. Ein ausgeklügeltes System sorgt dafür, dass die spiegelglatte Wasseroberfläche des Löwenbrunnens bis zum Rand reicht ohne überzulaufen. Die zwölf wasserspeienden Löwen sind Nachbildungen, die Originale kann man im Museum der Alhambra besichtigen. Die symmetrische verlaufenden Wasserkanäle teilen den Löwenhof in vier Teile, es ist nicht klar, ob der Boden auch ursprünglich mit weißem Marmor ausgekleidet war oder ob den Hof eine Gartenanlage schmückte.
Der Löwenhof wurde während der zweiten Regierungszeit Muhammad V. zwischen 1362 und 1391 erbaut, jene Zeit ist auch der Höhepunkt der Nasriden in Granada. Auch der Löwenhof war der Mittelpunkt des familiären Lebens, um ihn herum waren die verschiedenen Räume des Palastes organisiert.
Der Sala de los Abencerrajes (Saal der Abencerragen) liegt an der Südseite des Löwenhofes, er trägt den Namen einer maurischen Adelsfamilie, die im 8. Jahrhundert aus dem nordafrikanischen Teil des Königreichs Granada in die Hauptstadt kam, bis zum 15. Jahrhundert wurden die Abencerragen zu einem wichtigen politischen Faktor. Der Sultan Muley Hacén soll 36 Mitgliederlieder der Abencerragen in dem nach ihnen benannten Saal ermordet haben lassen, nachdem sich die Familie im Jahr 1496 gegen den Sultan erhob. Auf dem weißen Marmorboden neben dem Brunnen kann man zwei rotbraune Flecken sehen, die der Legende nach Blutflecken dieses Massakers sind. Was an diesem Saal spektakulär ist, ist die Decke aus Muqarnas, den kleinen Spitzbögen, die hier besonders schön und gut erhalten ist. Die Decke in Form eines achtzackigen Sternes scheint ganz leicht über dem Raum zu schweben, sie ist aus mehrenden Schichten aufgebaut. Die unterste Schicht der Muqarnas besteht aus dunklem Stuck, darüber liegt eine Schicht weißer Stuck, die rot, blau, grün, schwarz und golden bemalt ist.
Der Sala de los Reyes (Saal der Könige) nimmt die Ostseite des Löwenhofs ein, er liegt somit gegenüber des Palasteingangs und des Sala de la Barca. In diesem 30 Meter langen Raum war der hauptsächliche Aufenthaltsort, hier zog sich die königliche Familie zur Ruhe und zu Gesprächen zurück und hier wurden auch Gäste empfangen und Feste gefeiert. Der Raum ist dreigeteilt, über den beiden äußeren Teilen sitzt eine quadratische Kuppel, die mit Muqarnas geschmückt ist. Die Decke des mittleren Raumteils schmückt die Darstellung einer typischen Szene am Hof, wie sie sich häufig so oder ähnlich abgespielt haben muss, ein Gespräch zwischen dem Sultan und wichtigen Personen und Beratern. Es ist die Darstellung von zehn traditionell gekleideten Personen, deren Gesichtszüge und Gesten verraten, dass sie in ein Gespräch vertieft sind. Früher vermutete man fälschlicherweise, dass es sich um eine Gerichtsszene oder die Darstellung der zehn wichtigsten Nasridenherrscher handelte.
Auch den Sala de las dos Hermanas (Saal der zwei Schwestern) betritt man vom Löwenhof aus, es handelte sich um einen Wohnraum mit einem Brunnen im Zentrum. Am Boden links und rechts des Brunnens liegen zwei riesige weiße Marmorplatten, die beiden Schwestern. Der Saal der zwei Schwestern ist dem Saal der Abencerragen sehr ähnlich was Größe, Dekoration und Funktion betrifft. Hervorzuheben ist auch hier die schöne Decke aus Muqarnas, die mit Mosaiken verfliesten Wände im unteren Bereich und der kunstvolle Stuck im oberen Bereich. Bemerkenswert ist die verzierte Holzdecke in einem der beiden Seitenräume. Vor dort aus gelangten die Bewohner ihre die Schlafräume im oberen Stockwerk bzw. zur Toilette.
Der Sala de los Ajimecas (Saal der Bogenfenster) liegt hinter dem Saal der zwei Schwestern, vom Balkon aus sieht man in den Innenhof Patio de la Lindaraja. Ajimecas sind ein weiters charakteristisches Merkmal der maurischen Architektur, es sind die bekannten Bogenfenster mit einer Zwischensäule, wie man sie hier am Aussichtsbalkon sehen kann, ursprünglich gab es solche Fester auch an den beiden Enden des Raumes. Der unterer Teil der Wände war ursprünglich vermutlich mit Wandteppichen bedeckt und ist deshalb nicht dekoriert, im oberen Teil kann man die Wandverkleidung aus Stuck bewundern. Die Decke ist nicht im Original erhalten geblieben, sie wurde im 16. Jahrhundert rekonstruiert. Der Aussichtsbalkon ist als Mirador de la Lindaraja bekannt, es ist der am feinsten und reichsten dekorierte Ort der Alhambra. Lindaraja ist aus dem arabischen al-'Ayn Dar Aisa entstanden, was soviel wie die Augen von Aisas Haus bedeutet. Zu Zeit der Nasriden konnte man von hier aus ins Tal des Flusses Darro sehen und dort, wo sich heute ein Innenhof befindet, waren Gärten angelegt. Schon der Torbogen, der den Aussichtsbalkon vom Sala de los Ajimecas trennt ist mit feinen Mosaiken dekoriert, aber das Bogenfenster ist ein Meisterwerk, ein Beispiel für so etwas wie eine maurisch-barocke Architektur. Eine der Inschriften ist ein Gedicht „Ich bin das kühle Auge dieses Gartens, in mir sieht er Granada von seinem Thron aus“. Den oberen Abschluss des Bogenfensters bildet eine mit Muqarnas dekorierte Blendarkade, darunter sieht man einen eine mehrfarbig belaste Dekoration aus feinen Stuckarbeiten. Das Fenstersims ist nahe des Bodens, sodass man sitzend die Aussicht genießen konnte. Dies ist der letzte Stopp innerhalb der Nasridenpaläste, durch einen Gang geht es weiter zur Casa Real.